Außenbereich und Eingang

Außenbereich und Eingang


Darmstadt nach Fertigstellung der Befestigungen um 1450

Die mittelalterliche Stadt

Die Führung durch das Museum umfasst vier Stationen. Sie beginnt in dem offenen Areal zwischen Stadt- und Zwingermauer. Fünf Farbtafeln von Christian Häussler, stellen die Entwicklung unserer Stadt von 900 bis 1450 dar. Weitere Zeichnungen von ihm schildern mittelalterliches Stadtleben und die Entstehung von Hinkelsturm und -mauer.

Karte: Leskes Stadtplan von 1845:
Rot = Altstadt; Gelb = Alte Vorstadt (1593-1687)
Blau = Neue Vorstadt (1696-1727)
Braun = Mollerstadt (1815-1845)

Der Niedergang der Altstadt in der Biedermeierzeit

Wir steigen zum Wehrgang der Stadtmauer hinauf. Sie wurde unmittelbar nach der Verleihung der Stadtrechte 1330 in Angriff genommen, aber erst 120 Jahre später fertiggestellt.
Die Tafel links gegenüber dem Eingang beschreibt den ökonomischen und sozialen Niedergang der Altstadt in der Biedermeierzeit. 1815 begann die Erschließung der klassizistischen Westlichen Neustadt (Mollerstadt) für hohe Beamte der großherzoglichen Residenz. Die überlegene Kaufkraft ihrer Bewohner zog die wohlhabendesten Handel- und Gewerbetreibende der Altstadt an, zurück blieben kleine Handwerker, dürftig sich nährende Arbeiter, Taglöhner, Dienstboten, Lauffrauen und Witwen: Osten und Norden des verfallenden Quartiers sanken nach 1850 – je länger, je mehr – zum Armenhaus der Stadt ab.

Das Bronzerelief des Bildhauers Thomas Duttenhoefer zeigt eine Szene aus dem vor allem der Armen- und Krankenpflege gewidmeten Leben von Großherzogin Alice (1843-1878). Ihr Jugendstil-Denkmal steht seit 1902 auf dem Wilhelminenplatz.

Am 1. März 1864 schreibt Alice ihrer Mutter nach London: Ich muss Dir Etwas erzählen, was ich neulich gethan habe, aber bitte, sage Niemandem etwas davon. Vor einigen Tagen ging ich incognito mit Christa (von Schenck zu Schweinsberg, ihrer Hofdame) zu einer armen Wöchnerin in der Altstadt, und welche Mühe hatten wir, bis wir das Haus fanden. Endlich ging es durch einen kleinen schmutzigen Hof, eine dunkle Leiter hinan, in eine Stube, wo in einem Bette die arme Frau und ihr Baby lagen. In dem Raum waren noch vier Kinder, der Mann, zwei andere Betten und ein Herd. Ich schickte Christa mit den Kindern hinunter, kochte mit dem Manne etwas für die Frau, machte ihr das Bett ein wenig in Ordnung, nahm ihr das Baby ab und badete seine Augen, die recht bös waren – das arme kleine Ding. Der Mann war arbeitslos, die Kinder waren noch zu jung, um in die Schule gehen zu können …